Auf ein Wort

Liebe Internet-User,

dieses Jahr fallen der Valentinstag und Aschermittwoch auf einen Tag. Das finde ich passend, zumal die Jahreslosung für 2024 lautet: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Kor 16,14)

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was hat das denn alles miteinander zu tun?

Nun ja, mit Aschermittwoch be­ginnt die Passionszeit, die Leidens­zeit Jesu. In den sieben Wochen vor Ostern denken Christen in aller Welt an das Leid, das Jesus auf sich genommen hat. Es gipfelt in seinem Tod am Kreuz. Für mich ist Jesu Schicksal, das er bewusst in Kauf genommen hat, Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen.

Er gab sich hin – für uns. Wann immer wir z.B. Abendmahl feiern, denken wir daran und nehmen dieses Geschenk an.

Die Passionszeit also ist Ausdruck der Liebe Jesu zu uns. Insofern ist der Valentinstag als Tag der Liebenden gar nicht so verkehrt, obwohl man Schokoladenherzen oder Grußkarten zum Valentinstag auf den ersten Blick nicht mit dem Beginn der Fastenzeit, wie die Passionszeit auch häufig genannt wird, verbindet.

Machen Sie hier eigentlich mit? Und haben Sie schon eine Idee, worauf Sie dieses Jahr in den sieben Wochen vor Ostern verzichten wollen?

Früher war es ja üblich, auf Fleisch zu verzichten. Es gibt daneben viele andere Möglichkeiten: Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Fernsehen, keine Computerspiele. Doch die Passionszeit kann auch noch ganz anders gestaltet werden. So erzählte ein älterer Herr mir einmal, er versuche, in dieser Zeit bewusst auf das Lästern zu verzichten oder schlechte Gedanken über andere zu ver­meiden.

Oder wie finden Sie die Idee, statt „Sieben Wochen Ohne“ einfach mal „Sieben Wochen Mit“ zu leben? So kannte ich eine Frau, die sich in dieser Zeit gezielt überlegt hat, wem sie einmal aus ihrem Freundeskreis eine Karte schreibt, bei wem sie sich länger nicht gemeldet hat und diese Person mal wieder anzurufen oder sich mit dieser oder jenem auf einen Kaffee treffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein tolles Vorhaben, nicht wahr?

Und damit komme ich zum dritten Aspekt der zu Beginn genannten Schlagwörter, der Jahreslosung: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe".

So schön sie ist, empfinde ich die Jahreslosung 2024 als unglaub­lich anspruchsvoll. Gelingt mir das: Alles, aber auch wirklich alles, was ich tue, in Liebe zu tun?

Mir kommt dabei Beppo, der Straßenfeger, aus dem Buch Momo in den Sinn. Wenn er von Anfang an die ganze Straße in den Blick nähme, dann würde er wohl schon aufgeben, bevor er überhaupt angefangen hat! Aber weil er die Straße Stück für Stück kehrt und sich immer nur auf den nächsten Schritt konzentriert, gerät er nicht aus der Puste und erreicht so schließlich das Ende der Straße, nachdem er sie komplett ge­kehrt hat.

So kann es vielleicht ja auch uns gelingen mit der Liebe, nämlich schrittweise – und vielleicht gibt es ja auch Rückschritte, aber ich plädiere dafür, dass wir uns davon nicht entmutigen lassen! Weniger schlechte Gedanken über Mitmenschen hegen oder eben an alte Bekannte denken, ihnen Aufmerksamkeit schenken und sich mal wieder bei ihnen melden, zum Beispiel in der Passionszeit, das wären aus meiner Sicht richtig gute Anfänge.

Das Schöne ist: Mit unserem Vorhaben sind wir nicht allein!

Das Bild hat U. Wilke-Müller zur Jahreslosung gestaltet, und das helle Kreuz über dem Herzen in der Hand erinnert uns daran, dass wir Liebe und Achtung weitergeben können, weil wir uns selbst ange­nommen und geliebt wissen dürfen.

Übrigens: Wenn Sie die Passions­zeit nicht nur für sich persönlich er­leben wollen, besuchen Sie doch gern die Passionsan­dach­ten, die immer donnerstags um 19 Uhr in St. Jacobi stattfinden!

Eine gesegnete Passionszeit wünscht Ihnen

Ihre Pastorin Sandra Schulz

Pastorin Sandra Schulz