Auf ein Wort

Liebe Internet-User,

„Geh aus, mein Herz“

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; Schau an der schönen Gärten Zier,und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben

Die erste Strophe dieses bekannten (geistlichen) Sommerliedes können viele vermutlich sogar auswendig singen, aber wie sieht es mit den späteren aus? Schließlich hat das Lied von Paul Gerhardt insgesamt 15 Strophen. Ein paar (nicht alle!) möchte ich im Folgenden genauer anschauen, eignet sich das Lied doch hervorragend, um auch manches in den kommenden Monaten zu veranschaulichen.

Nehmen Sie sich doch gern gleich die erste Ermunterung zu Herzen – suchen Sie die Natur auf und freuen sich mit allen Sinnen an ihrer Schönheit und Pracht!

Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich an ihrem Rand mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten.

Mit der fünften Strophe klingt an, worauf sich seit geraumer Zeit Menschen aus der Apelerner Kirchengemeinde und St. Jacobi vorbereiten:

Das erste Tauffest, das die Gemeinden an der Rodenberger Aue gemeinsam am 25. August feiern wollen.

Nicht nur die etwa 15 Täuflinge mit ihren Familien sind dazu eingeladen, sondern auch alle interessierten Gemeindeglieder.

Der Gottesdienst beginnt an diesem Tag um 11 Uhr und findet auf der Wiese vor der Bastei statt, wenn man den schmalen Fußweg von der St. Jacobi-Kirche nimmt oder vom Netto-Parkplatz kommt.

Der Weizen wächset mit Gewalt; darüber jauchzet jung und alt und rühmt die große Güte des, der so überfließend labt, und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte. Viele Strophen, besonders aber auch die Siebte erinnert an den Anlass, den wir in diesem Jahr in der zweiten Septemberhälfte feiern wollen, nämlich Erntedank:

Erst gibt es am 22. September in Algesdorf im Rahmen des Ernte­festes einen Gottesdienst, und eine Woche später versammeln wir uns in der
von den Landfrauen ge­schmückten Kirche.

Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.

Mir gefällt, dass in der achten Strophe wir selbst in den Blick kommen. Schließlich reizen uns die Wunder der Natur zu einer Antwort, und die besteht genau darin, was wir tun, wenn wir mit diesen Versen ein fröhliches Lob- und Danklied singen!

Ach, denk ich, bist du hier so schön und läßt du’s uns so lieblich gehn auf dieser armen Erden; was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden!

Paul Gerhardt wusste aus eigener Erfahrung, was Leid ist: Er war elf Jahre alt, als der 30-jährige Krieg begann, seine Eltern starben, bevor er volljährig wurde, und von seinen fünf Kindern starben vier im Kindesalter.

Nichtsdestotrotz nimmt der Theologe und Dichter die Schönheit dieser Welt wahr und kann sie in einprägsame Worte fassen!

In der neunten Strophe entdecke ich einen Hinweis auf die Quelle seiner Zuversicht, denn vermutlich ist es der Glaube an ein Leben nach dem Tod, der ihm die Kraft gibt, trotz aller widrigen Umstände nicht zu verzagen.

Somit dürfen auch wir uns freuen, denn aus christlicher Sicht kommt das Beste erst noch!

Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen.

Spannend finde ich, dass von Weltflucht oder Todessehnsucht bei Gerhardt keine Rede ist, obgleich er dafür Grund genug hatte. Er sieht seinen Platz und seinen Auftrag in der Welt, nämlich Gott zu loben, wo auch immer er sich aufhält. Somit verstehe ich die zwölfte Strophe auch als eine Aufforderung an uns: Als Christen dürfen wir nicht nur auf die zukünftige Welt hoffen, sondern sind jetzt noch mitten in dieser Welt – und das ist gut so!

Noch einen schönen Sommer wünscht Ihnen Ihre Pastorin Sandra Schulz

Pastorin Sandra Schulz