Liebe Internet-User,
Ein Herz für Zweifler
Letztens haben wir im Konfirmandenunterricht ein Brainstorming zu „Jesus Christus“ gemacht. Interessant fand ich, dass sich die Jugendlichen gar nicht so sehr an Geschichten von Jesus erinnerten, z.B. Wunder oder Gleichnisse Jesu, sondern vor allem an Feste, die mit Jesus zu tun haben, also natürlich Weihnachten, aber dann kamen auch Ostern, Karfreitag und Himmelfahrt.
Vielleicht sind diese Ereignisse so präsent, weil wir sie jedes Jahr aufs Neue feiern. Fast jedem steht vor Augen, wann wir sie 2025 feiern, obwohl bis auf Weihnachten die genannten christlichen Feiertage beweglich sind.
Zu den Schlagworten, die von den Jugendlichen zu Jesus kamen, passt übrigens auch die Anein-anderreihung der Aussagen über Jesus im Apostolischen Glaubens-bekenntnis, das wir üblicherweise im Gottesdienst sprechen. Da heißt es ja: …geboren von der Jungfrau Maria, …gekreuzigt, gestorben und begraben… am dritten Tage auferstanden, … aufgefahren in den Himmel.
Alles das, was Jesus in seinem Leben gesagt und getan hat, der Zeitraum zwischen der Geburt Jesu und seinem Leiden und Sterben wird hier ausgespart. Es geht vielmehr um das Schicksal Jesu, nicht um seine Taten oder Worte.
Und diese Aussagen über Jesus sind manchmal gar nicht so einfach zu glauben. Nehmen wir mal das, was am Ostermorgen geschieht – ich meine jetzt nicht das Ostereiersuchen, sondern den Grund, warum es Ostern gibt. Da erfahren am Grab ein paar Frauen von Engeln, dass Jesus auferstanden ist, und dann zeigt er sich seinen Jüngern.
Im Johannesevangelium gibt es dazu noch eine besondere Ge-schichte: Als sich Jesus seinen Jüngern das erste Mal zeigte, war der Jünger Thomas nicht unter ihnen, sondern bekommt nur ganz aufgeregt von den anderen er-zählt, dass sie den auferstan-denen Jesus gesehen haben. Und Thomas? Der kann es nicht glauben! „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben.“ (Joh 20,25) So sagt er es ihnen.
Mir ist dieser Zweifler sympathisch. Ich kann nachvollziehen, dass er nicht einfach auf das Wort der anderen hin glaubt. Und ich finde es gut, dass für diesen Jünger der gekreuzigte Jesus, erkennbar an den ihm zugefügten Wunden, immer zusammenzudenken ist mit einem – möglicherweise?! - auferstandenen Christus. Tod und Auferstehung gehören zusammen. Jesus hat wirklich gelitten, er ist gestorben und hat dann den Tod besiegt.
Was mir an dieser Erzählung von Thomas noch besser gefällt, ist die Fortsetzung. Denn eine Woche später zeigt sich Jesus erneut seinen Jüngern, und diesmal ist Thomas ebenfalls da. Jesus weiß genau, was Sache ist, er fordert nämlich Thomas auf, seine Wunden zu berühren. Doch überwältigt von Jesu Erscheinen braucht der Jünger das jetzt gar nicht mehr. Er fällt Jesus zu Füßen und ruft aus: „Mein Herr und mein Gott!“
Für mich ist diese Geschichte ein Zeichen, dass auch Zweifel erlaubt sind, ja, dass Gott ein Herz für Zweifler hat! Gerade in Zeiten der Anfechtung, wenn einem der Glaube schwerfällt, ist es gut zu wissen, dass auch dieser Zweifel seinen Platz haben darf.
Und ich vertraue darauf, dass Gott einen Weg finden wird, unseren Zweifel zu überwinden, so wie er es bei Thomas auch geschafft hat.
In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes Osterfest!
Ihre und eure